Das neue Jahr 2020 ist eingeleitet und wir waren bei Chainist schon fleißig. Am vergangenen Dienstag, den 14. Januar trafen wir uns wieder im Coworkingspace M1 zum monatlichen Blockchain Meetup in Mainz. Dieses mal ging es um das interessante Thema „Community Currencies“.

Die Geschichte des Geldes hat immer wieder aufgezeigt, dass Menschen in der Not erfinderisch werden. Zu einer Zeit gab es in Amerika mehr als 5000 unterschiedliche Banknoten, nachdem eine Gesetzeslücke genutzt wurde, um die Geldpolitik des britischen Imperiums zu umgehen.

Die Idee seine lokale Wirtschaft anzukurbeln ist nicht neu. Und noch heute werden „regionalen“ Marken von verschiedenen Supermarktketten genutzt, es gibt Bonuskarten, Gutscheine oder sogar regionale Währungen. In Deutschland ist letzteres als Regionalwährung bekannt und in der Krypto-Welt nennen wir diese Währungen Community Currencies. Je nach Einsatz hat eine Community Währung unterschiedliche Funktionen.

10 Wörgler Schilling mit 3 Marken

Die populärste Regionalwährung der Geschichte in Europa findest du in einer Stadt namens Wörgl in Österreich. Die Geschichte des Wunders von Wörgel kannst du selbst nachlesen. Das brauche ich hier nicht im Detail zu erläutern. Oder schau dir die Verfilmung an. Hier ist es wichtig den wirtschaftlichen Kontext zu verstehen und warum die Menschen das „Freigeld“ gestartet haben. Nach dem ersten Weltkrieg ging es allen wirtschaftlich schlecht. Nach der Freiwirtschaftslehre von Silvio Gesell, soll der Wörgler Schilling die lokale Wirtschaft ankurbeln. Das hat es auch getan. Doch der Erfolg des Freigeldes war der österreichischen Nationalbank ein Dorn im Auge. Die Konsequenz: eine erfolgreiche Klage vor Gericht mit Verbot. Klingt irgendwie bekannt, oder?

PositiveBlockchain.io über Community Currencies mit Ronald Steyer

Ronald, ein aktives Mitglied seit den Anfängen der Blockchain Community in Mainz und ehrenamtliches Mitglied von unserem Partner PositiveBlockchain.io, gab uns einen Überblick über ausgewählte Community Currency Projekte als auch eine Einführung in „analoge“ Regionalwährungen. Zudem ging er auf die Vorteile von lokalen Währungen der Gemeinschaft ein. Übrigens, Ronald hat einen Doktor in Wirtschaft ;).

Ronald stellte weiterhin ein paar Zahlen und Einblicke aus der Open Source Datenbank von PositiveBlockchain vor. Diese Einblicke kannst du auch in dem Bericht Community Currencies nachlesen. Der Bericht steht kostenfrei als PDF zum Download zur Verfügung.

Es ist auch Ronald zu verdanken, dass wir das Thema Community Currencies behandelt haben. Merci hierfür und schön, dass wir dich als aktives Mitglied in unserem Blockchain Meetup haben!

Coinsence – Community Currencies mit Karim Chabrak

Karim hat seine Wurzeln in Tunesien und sieht die Not und das Leid seiner Heimat und stellte sich über die Zeit zwei Fragen:

Wie kann man Menschen dazu befähigen, ihre eigenen Probleme zu lösen?
Wie können Gemeinden und Unternehmen zu den SDGs beitragen?

So gründete er im Jahr 2018 Coinsence. Es ist eine gemeinnützige Open-Source-Kollaborationsplattform, auf der Einzelpersonen, Gemeinschaften und Organisationen ihre eigenen Token erstellen können. Diese individuellen Token können verwendet werden, um das Engagement zu erhöhen, Ressourcen zur Lösung von Problemen zu aktivieren, individuelle Wertbeiträge zu kompensieren, Vermögenswerte zu teilen und Güter und Dienstleistungen auszutauschen. Die eingenommenen Tokens können gemeinsam in Projekte investiert werden, die sich mit den Bedürfnissen von Communities befassen. Coinsence implementiert verschiedene Funktionen, die dezentrale Organisationen dabei unterstützen, eigene Governance-Rahmen zu definieren und partizipative Entscheidungsprozesse zu implementieren. Um die Schaffung von Gemeingütern zu ermöglichen und den Übergang zu einer sozialeren, nachhaltigeren und offeneren Wirtschaft zu erleichtern, experimentiert Coinsence mit neuen Lösungen. Ein Beispiel dafür ist die demokratische Umverteilung von Werten innerhalb von Gemeinden oder eine dynamische Aufteilung der Eigentumsrechte zwischen Investor, Produzent und Verbraucher.

Im August 2019 veröffentlichte die UNICEF, dass Coinsence zu den sechs Startups gehören, die mit 100.000 USD gefördert werden. Ich wünsche dir und deinem Team, dass ihr mit dieser Förderung nachhaltige Erfolge erreicht!

Eine Aussage von Karim nehme ich aus diesem Abend mit: Die Menschen in Tunesien interessiert es nicht, ob es Blockchain oder eine zentrale Datenbank ist, die dahinter steht. Wenn Coinsence den Menschen ermöglicht leichteren Zugang zu finanziellen Mitteln gibt, dann ist die Technologie sekundär.

Danke Karim, dass du da warst und den Weg von Köln nach Mainz gefunden aufgenommen hast, um deine Vision und dein Projekt vorzustellen.

Trustlines People Powered Money mit Luis Bezzenberger

Ok, es war nicht nur Luis von Trustlines da. Sondern gefühlt das gesamte Team von Trustlines. Luis stellte uns das aktuellste Projekt Trustlines vor, an dem die „Brainbots“ mitwirken. Im Prinzip bildet Trustlines die Vertrauensverhältnisse zwischen Menschen (daher kommt auch der Name Trustlines) ab, die sich persönlich kennen auf einem eigenen Netzwerkprotokoll. Die Benutzer des Trustlines Netzwerks können sich dann gegenseitig „Geld“ transferieren bzw. Kredite vergeben. Jedoch werden hierbei keine Werte verschoben, sondern digitale Schuldscheine erstellt. Das Protokoll ist eine Abwandlung von Ethereum mit einer Brücke zum Etherereum Mainnet. Daher kann man alle Features von Ethereum wie z. B. Smart Contracts nutzen. Die Validierung und Absicherung des Netzwerks basiert auf Proof-of-Stake, um Transaktionen günstiger und schneller abzuwickeln.

Neben den Ethereum Features bietet Trustlines für Entwickler noch weitere Funktionen an, um Anwendungen für Community Currencies zu entwickeln. Zum Beispiel eigene Zinsen definieren, Benutzergruppen erstellen oder eigene Werteeinheiten spezifizieren. Trustlines ist noch in der ganz frühen Phase. Die ersten 41 Validatoren wurden gefunden und das Netzwerk ist am Laufen. Nun geht es um die Tech-Adoption. Es sind Entwickler und Unternehmer gefragt, mit dem Trustlines Protokoll mobile Anwendungen zu entwickeln! Du bist Entwickler oder kennst jemanden, der evtl. interessiert ist was cooles zu coden? Schaue doch auf der GitHub Seite vorbei und lasse deine Keyboard-Tasten rauchen!

Gemeindewährungen mit Jens Becker von Lebensglück e.V.

Last minute hat sich Jens Becker für das Meetup gemeldet. Jens habe ich bei verschiedenen Meetups im Rhein-Main Gebiet kennengelernt. Er beschäftigt sich mit dem Thema Gemeindewährungen seit über drei Jahren. Er ist davon überzeugt, dass Gemeindewährungen Städte und Gemeinden sozial und wirtschaftlich fördern können. Die Vorteile von Regionalwährungen haben wir oben bereits angerissen. Seine Recherchen zeigen, dass Teile des EU-Rechts und Grundgesetzes Gemeinden ermöglichen könnten, eigene Währungen zu nutzen. Er ist aktuell auf der Suche nach Partnern und vorallem einem Bürgermeister der innovativ genug ist, so ein Projekt für seine Gemeinde zu unterstützen. Für Jens ist es naheliegend für Gemeindewährungen Ethereum-Tokens oder andere DLT-Lösungen zu verwenden.

Auch wenn Jens einige kritische Fragen erhalten hat und auf Skepsis gestoßen ist. Ich wünsche dir Jens viel Glück. Wir brauchen mehr Menschen wie dich, die über den Tellerrand blicken. Evtl. haben wir irgendwann einen digitalen Gutenberg-Taler in Mainz?

Mehr über Lebensglück e.V. findet ihr auf der Webseite. Die Kontaktdaten von Jens findet ihr auf dem letzten Slide seiner Präsentation.

Blockchain Meetup Community Currencies Slides

Vielen Dank an brainbot für das Bier. Es war lecker!


Wir freuen uns auf das nächste Meetup. Das Thema für den Februar ist noch nicht fix. Im März haben wir ein besonderes Thema. Wir werden die rechtlichen Aspekte mit Jacob Senftinger anschauen. Bis bald!