Der WirVsVirus Hackathon liegt mir noch in den Knochen. Es hat Spaß gemacht und ich habe neue Bekanntschaften gemacht. Unser Team hat sich erst am Freitag Abend zusammengefunden, daher war es eine kleine Herausforderung alle Kompetenzen zu finden. Unsere Einkaufshelfer WebApp programmiere ich aktuell in der Freizeit weiter. Jedoch nichts mit Blockchain. Daher stellte ich mir die Frage, ob es Teams gab, die an Blockchain Projekten während des WirVsVirus Hackathons gearbeitet haben. Blockchain gegen Corona?

In 48 Stunden eine dApp oder Hyperledger Fabric Infrastruktur zu implementieren, ist doch etwas ambitioniert. Dennoch suchte ich für diesen Blogbeitrag alle WirVsVirus Hackathon Projekte aus dem Google Spreadsheet heraus, die gewisse Stichwörter wie Blockchain, Ethereum, Solidity, Hyperledger etc. enthalten und fand fünf Projekte. Diese stelle ich euch hier vor. Einige Texte habe ich aus dem Englischen übersetzt oder 1:1 aus dem deutschen Projektbeschreibung übernommen und teilweise für diesen Blogbeitrag angepasst.


1. CorChain Blockchain Projekt – Priorisierung von Patienten

Um was geht es bei CorChain?
Über mehrere Parteien (d.h. Ärzte/Krankenhäuser/Laboratorien/Gesundheitszentrum) soll ein Distributed Ledger erstellt werden, der die Priorität der zu prüfenden Fälle auf der Grundlage verschiedener Entscheidungskriterien der Fälle festlegt.

Welches Problem soll gelöst werden?
Es gibt mehrere Einstiegspunkte für potenzielle COVID-19-Patienten, um ihren Antrag für einen COVID-19-Test einzureichen. All diese Lösungen (z.B. Telemedizin, Callcenter, Websites wie das digitale Warterzimmer und viele mehr erfassen vom Benutzer erstellte Patientendaten wie persönliche Daten, Vorerkrankungen und Alter (Vulnerabilität), Reiseverlauf und Netzwerkeffekte (Exposition) und Gesundheitssymptome (Symptome).

Gegenwärtig werden alle Fälle nach der Exposition des Patienten gegenüber anderen infizierten Patienten oder nach der Lage in einem Hochrisikogebiet (Exposition) priorisiert. Schon diese Kategorisierung erweist sich als unzureichend, wenn man bedenkt, dass das Gesundheitssystem entsprechend der Entwicklung der Pandemie in verschiedenen Szenarien überwacht und gesteuert werden muss.

Zu den Priorisierungsszenarien gehören die Priorisierung von Hochrisikopatienten (derzeitiger Ansatz), der Schutz von Risikogruppen oder die Entpriorisierung (Priorisierung der am wahrscheinlichsten zu heilenden Patienten) und die Stabilisierung systemrelevanter Funktionen (Ökosystemrelevanz) und, nachdem die Kurve abgeflacht ist, die Rückkehr zum First-come-first-serve.

Die priorisierten Patienten müssen schnell und durchgängig durch das System gesteuert werden, wobei die korrekten Patienteninformationen mit allen relevanten Akteuren im Ökosystem – vom Gesundheitsministerium über Krankenhäuser, Testzentren bis hin zu Laboratorien – geteilt werden müssen.

Warum ist der Einsatz von Blockchain-Technologien bei der Priorisierung von Covid-19 Patienten sinnvoll laut dem CorChain-Team?

  1. Auf blockchain-basierende Anwendung, die die Dateneingaben aus mehreren Quellen (z.B. digitales Wartezimmer) verwendet, wo sich die Bürger für den Corona-Test anmelden können, und die es den Behörden (z.B. Testlabors /…) ermöglicht, den Test auf der Grundlage verschiedener Entscheidungsszenarien des Falles und ihrer Kapazität priorisiert zuzuordnen
  2. Blockchain ist in hohem Maße transparent, so dass der Patient und das System in der Lage sind, den Fortschritt des Antrags unter allen anderen Anträgen zu verfolgen und Verzerrungen und Betrug im System auszugleichen.
  3. Ermöglicht es dem gesamten Ökosystem, auf derselben Datenbasis zu arbeiten und somit das Gesundheitssystem agil zu machen und durch Top-Down-Priorisierungsentscheidungen, z.B. vom Gesundheitsministerium, überwacht und gesteuert werden zu können
  4. Das Testergebnis (digital signiertes Dokument) wird im Blockketten-Netzwerk veröffentlicht, das auch von reisenden Bürgern als Brief* des Einreisetests in Länder verwendet werden kann, die einen solchen Brief verlangen *nur autorisierte Parteien können den veröffentlichten Datensatz einsehen
  5. Nachverfolgung der Immunisierung und Impfung

2. SmartHeart – Medizinische Überwachung von Patienten

SmarHeart Projektvideo

Um was geht es bei SmartHeart?
Hier setzt das neue System „SmartHeart“ an. Es ermöglicht mit geringem Aufwand die medizinische Überwachung von sehr vielen Patienten. Der Vorteil des Systems besteht darin, dass nur ein handelsübliches Smartphone benötigt wird. Die Hardware ist somit sehr gut verfügbar und die Kosten sind sehr gering.

Das Herzstück des Systems bildet eine ausgeklügelte Signalverarbeitung, die Puls und Atmung der Patienten mit den Beschleunigungssensoren des Smartphones bestimmt. Dazu wird das Gerät einfach auf die Brust der Patienten gelegt. Verlässt einer der Werte den jeweils zulässigen Bereich, klingelt das Smartphone und ruft Hilfe herbei. Alternativ kann die Pulsrate bestimmt werden indem ein Finger auf Kamera und Blitz gehalten wird.

Zusätzlich ist es möglich die einzelnen Smartphones mit einem Dashboard zu koppeln. So erhält das medizinische Personal einen Überblick aller Patienten und kann schnell und gezielt reagieren. Das System „SmartHeart“ wurde für einen „PowerOn-And-Go“-Betrieb entwickelt wodurch Aufbau und Inbetriebnahme auch für Laien einfach möglich ist. Die Kopplung der Smartphones mit dem Dashboard erfolgt dabei durch das Scannen eines QR-Codes am Dashboard sowie am Bett.

Welches Problem möchte SmartHeart lösen?
Die Überlastung des Gesundheitssystems führt zur Unterversorgung von medizinischen Geräten. Es gibt nicht genügend Geräte zur Vitaldatenmonitoring.

Wie helfen Blockchain-Technologien in Kombination mit medizinischen Geräten laut dem SmartHeart Team?

Darüber hinaus existierte im Umfeld des Teams mehrere Arbeiten zur kamerabasierten (PPGI) Vitaldatenanalyse, Plattformen zum intersektoralen Austausch von Daten mittels Blockchain oder Apps zur Anzeige von Vitaldaten.

Leider gibt es keine weiteren Details vom SmartHeart-Team, wie Blockchain-Technologien genutzt werden und welche Vorteil sie darin sehen.


3. NotLazarett – Intelligentes Warenwirtschaftssystem für Notfall-Krankenhäuser

Projektvideo von NotLazarett

Um was geht es bei NotLazarett?
Es fungiert als zentrale Drehscheibe, als eine Art „Warenwirtschaftssystem“ für Notfall-Krankenhäuser. Die Situationsangepasste intelligente Datenbank schafft Transparenz. Gemeinden und Krankenhäuser erhalten einen schnellen Überblick über geeignete Gebäude, Experten, Geräte und Material. So macht not-lazarett.de es möglich, schnell und unbürokratisch Not-Hospitäler zu errichten, auszustatten und zu optimieren.

Welches Problem möchte NotLazarett lösen?
In Krisen sollten wir Krankenhäuser schnell entlasten und erweitern. Es gilt Menschenleben zu retten und die Retter selbst dabei bestmöglich vor einer Infektion zu schützen. Notlazarette sind in der aktuellen Gesundheitskrise ein wichtiger Baustein. Sie müssen schnell errichtet und ausgestattet werden können.

Wie hilft eine Blockchain-Technologie Krankenhäuser laut dem NotLazarett Team?

In Krisenzeiten ist nicht gewährleistet, dass zentrale System und Datenspeicher erreichbar sind. Hierzu kann dezentrale Datenspeicherung verwendet werden, um die Erreichbarkeit von Daten aus dem „Warenwirtschaftssystem“ sicherzustellen.


4. Digital Evidence – Digitaler Befund von Covid-19 Testergebnissen

Blockchain Projekt Video zu Digital Evidence

Um was geht es bei Digital Evidence?
Es gibt derzeit keine Möglichkeit für eine Person bzw. einen Bürger, seinen aktuellen Koronainfektionsstatus zu jeder Zeit und an jedem Ort zu speichern und nachzuweisen. Dies kann für Personen, die in Krankenhäusern, im ambulanten Pflegebereich oder allgemein in allen sozialen Berufen tätig sind, sehr wichtig sein. Dort wird es sehr hilfreich sein, zu wissen, wer noch nicht infiziert ist („negative Diagnose“), wer gegenwärtig infiziert ist („positive Diagnose“) oder in der Vergangenheit bereits infiziert war („immun“). Hierfür könnte eine persönliche Zugehörigkeitsinformation hilfreich sein, die eine Person dauerhaft mit sich führen kann.

Wie helfen Blockchain-Technologien bei digitalen Befunden? werden?

Jede medizinische Evidenzaufzeichnung sollte in einer Blockchain/Distributed Ledger gespeichert werdeb, von wo aus sie von jeder anderen Partei für statistische oder administrative Zwecke verarbeitet werden kann. Die Informationen sollten anonymisiert werden, und daher sollen nur Informationen wie Testergebnis, Datum, Postleitzahl, Alter auf dem Ledger gespeichert werden.


5. E-Rezept Blockchain Projekt – Eine Rezepte-App vermeidet Artzbesuche

Blockchain Projekt Video zu E-Rezept-App

Was macht die E-Rezepte-App?
Patienten können mit dem Arzt telefonieren ohne Vor Ort zu sein. Wenn dann ein Rezept verschrieben oder einfach nur neu ausgestellt werden soll, erhält der Patient ein E-Rezept, das er in einer Apotheke seiner Wahl einlösen kann.

Welches Problem löst die E-Rezepte-App?
Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr für chronisch kranke und alte Patienten oder auch für normale Patienten, die ein neues Rezept brauchen, ist jeder Arztbesuch ein Risiko für Patienten, Mitarbeiter der Praxis und den Arzt. Mit Hilfe von digitalen Rezepten wird das Risiko minimiert.

Wie hilft Blockchain-Technologien in der Corona-Krise laut dem Team?

Die Ethereum Blockchain soll genutzt werden, um Identifikatoren und digitaler öffentlicher Schlüssel von Identitätsdienstleister und Ärzten zu speichern. Laut Team werden keine Identifikatoren, Schlüssel oder Daten eines Patienten auf einer Blockchain gespeichert.

Das Projekt welches von der Spherity GmbH geleitet und umgesetzt wurde, ist ein Dienstleister rundum das Thema digitale Identitäten. Durch die Integration von Patienten-Systemen in Arztpraxen, Apotheken und dezentrale Patientendaten (die in der mobile App gespeichert sind), ermöglicht es eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten. Mit dem Ansatz von Self-Sovereign Identity (SSI), soll die App Patienten ermöglichen selbstbestimmter über ihre Patientendaten zu entscheiden.


5. Diggi – Der dezentrale Eurogutschein

Zu diesem Blockchain Projekt, muss ich nicht mehr schreiben. Warum? Über dieses WirVsVirus Projekt hatte ich in einem vorherigen Blogpost geschrieben. Ebenfalls gab es ein online Meetup hierzu. Seit kurzem ist die Webseite diggi.jetzt online gegangen.


Ich bin gespannt was aus diesen fünf Projekten entstehen wird und hoffe, dass die eine oder andere Lösung real umgesetzt wird.

Auf meiner Suche habe ich in der Projektliste des WirVsVirus Hackathons noch drei weitere gefunden, die Blockchain als Technologie erwähnt haben. Die jeweiligen Devpost-Projektbeschreibungen sind jedoch zu wage oder der Einsatz der Blockchain-Technologie erschließt sich mir nicht. Daher liste ich hier nur die Links auf und du kannst dir selbst deine Meinung dazu bilden: